Intensive kognitiv-linguistische Sprachtherapie bei Aphasie 

- Berliner Konzept -

Jenny v. Frankenberg, Nadin Hausmann, Carolin Schröter

Schlaganfall? Aphasie? Therapie? 

Aphasie ist eine zentrale sprachsystematische Störung, die das Sprechen und Verstehen von Sprache sowie die Fähigkeit des Lesens und Schreibens beeinträchtigen kann. Aphasie ist eine der häufigsten Folgen eines Schlaganfalls, welcher sich ca. 270.000-mal pro Jahr in Deutschland ereignet. Die sprachtherapeutische Versorgung einer Aphasie ist nach aktuellster Forschungslage zwingend erforderlich für Patienten und Angehörige, und auch um Mehrbelastungen u.a. in den Bereichen Pflege, Psychiatrie und Psychotherapie entgegenzuwirken. Die Rehabilitation aphasischer Störungen ist eine Kernkompetenz akademischer Sprachtherapeuten mit dem Schwerpunkt kognitive Linguistik.

Welche Therapie brauche ich? 

Inzwischen liegen mehrere belastbare Studienergebnisse vor, welche einerseits einen Vorteil von Intensiv-Intervall-Therapie gegenüber langfristiger niedrig-frequenter Therapie zeigen (z.B. 1-2x Therapie pro Woche, u.a. Boghal et al. 2003) und andererseits auf einen Vorteil von kognitiv-linguistischen Therapieansätzen gegenüber ausschließlich unspezifischen sprachtherapeutischen Ansätzen hinweisen (Bartel et al. 2008; Stadie & Schröder, 2009). Besonders bedeutsam ist hierbei die unlängst veröffentlichte multizentrische Studie (Breitenstein et al. 2017) für den deutschen Sprachraum. In dieser Studie wurden 158 Patienten untersucht, die über einen Zeitraum von 3 Wochen mindestens 10 x 60 Minuten Aphasietherapie pro Woche erhielten. Zusätzlich leisteten die Patienten ein angeleitetes Eigentraining von weiteren 5 Stunden pro Woche. Die Therapie wurde zu 65% in Einzelsitzungen und zu 35 % in Gruppensitzungen durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie zeigen nach einer intensiven Behandlungsphase von drei Wochen hochsignifikante Verbesserungen des Sprachvermögens mit starkem Nachhaltigkeitseffekt für die wiedererworbenen sprachlichen Fähigkeiten.

Wer behandelt mich? 

Aphasietherapie nach dem kognitiv-linguistischen Ansatz erfordert modellorientiert eine vertiefte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit internationalen Studienergebnissen, wie sie nur in einem wissenschaftlichen Hochschulstudium vermittelt werden können. Dies ist z.B. am Lehrstuhl für Neurolinguistik/ Patholinguistik an der Universität Potsdam gegeben. Intensive kognitiv-linguistische Sprachtherapie mit hoher Therapiefrequenz über einen kurzen Zeitraum, in der unterschiedliche Therapieansätze und -settings (Einzeltherapie, Gruppentherapie, Angehörigenberatung, Umfeldberatung) kombiniert werden, erfordert darüber hinaus ein hohes Maß an Erfahrung und ein gut ausgebildetes Therapeutenteam, wie es am Zentrum für angewandte Psycho- und Patholinguistik Berlin seit 2006 gegeben ist.

 

 

Was beinhaltet die intensive kognitiv-linguistische Sprachtherapie

– Berliner Konzept  ? 

Die intensive kognitiv-linguistische Sprachtherapie - Berliner Konzept - ist eine ambulante ICF- orientierte Therapieausrichtung mit hoher Therapieintensität über einen Zeitraum von in der Regel 3 Wochen (in Abhängigkeit vom individuellen Störungsbild). Bei Bedarf können alternativ auch sechs- oder neunwöchige Phasen angeboten werden. Der Therapieplan enthält 8-10 Zeitstunden pro Woche Einzeltherapie sowie mind. 1-2 Zeitstunden Parallel und/oder Gruppentherapie. In Abhängigkeit von der Belastbarkeit des Patienten wird zusätzlich ein individuelles Eigentraining angeleitet, dieses umfasst mind. 5 Zeitstunden pro Woche. Bestandteil der Intensivphase ist auch die Beratung von Angehörigen und des Umfeldes des Patienten sowie die Kontaktvermittlung zu Selbsthilfegruppen oder Anlaufstellen zur beruflichen Wiedereingliederung. 

In Anlehnung an Breitenstein et al. 2017 werden kognitiv-linguistische und kommunikative Therapieansätze kombiniert mit dem Ziel einer nachweislich wirksamen medizinischen Rehabilitation. Die Therapie gestaltet sich als Intensiv-Intervall-Therapie, wonach zwischen den Therapieintervallen eine individuell festgelegte Therapiepause zur Stabilisierung und Generalisierung neuronaler Reorganisationsprozesse (Pulvermüller et al., 2002) erfolgt.

 

 

 

Wer kann teilnehmen – und wie? 

Die vorrangige Zielgruppe der Intensivtherapie sind Patienten frühestens ab sechs Monate post onset bzw. in der chronischen Phase der Aphasie bis zu mehreren Jahren nach dem Ereignis (keine Beschränkung). Es ist dabei jedoch essentiell notwendig, dass die Patienten eine hohe Eigenmotivation, ausreichende Belastbarkeit, Zielformulierungsfähigkeit und zeitliche Verfügbarkeit mitbringen. Patienten mit Beeinträchtigungen im Bereich der zentral-motorischen Bewegungsplanung (Sprechapraxie), werden ebenso in die Behandlung mitaufgenommen.

 

Die Behandlung erfolgt auf Verordnung des Arztes im Rahmen einer Sprachtherapie. Benötigt wird eine Heilmittelverordnung für Maßnahmen der Sprach-, Sprech- und Stimmtherapie. Vorab muss die Verordnung der jeweiligen Krankenkasse zur Genehmigung vorgelegt werden.

 

Auf Patientenwunsch werden zusätzliche Leistungen im Rahmen der Individuellen Gesundheitsleistungen zur Intensiv-Intervall-Therapie im ZAPP angeboten: Z.B.: Entspannungsverfahren, Sitzungen zum Thema Stressreduktion/Stressbewältigung und Kognitives Training (Steigerung der Aufmerksamkeit/ Konzentration und Merkfähigkeit). 

 

Wir bieten kostenlose Informationsgespräche an, bitte vereinbaren Sie dazu einen Termin.

 

 

 

 

 

 

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c/o Dr. Jenny v. Frankenberg, Februar 2024